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Kokereiallee auf Zollverein

Ausflug im Herbst

Seit dem Jahr 2000 bearbeiten wir Industriekultur-Projekte, vornehmlich Ertüchtigungen und Umnutzungen denkmalgeschützter und industriell vorgenutzter Gebäude.
Im Oktober 2021 sind wir gemeinsam unseren Fußabdrücken im „Welterbe Zeche Zollverein“ und Im „Landschaftspark Duisburg-Nord“ gefolgt.

Unsere erste Station war die ehemalige Gassauger- und Kompressorenhalle heute "Grand Hall Zollverein" auf dem Gelände des Welterbes Zollverein. Mit dem Umbau/der Umnutzung entstand hier eine "Eventhalle der Extraklasse" mit Platz für bis zu 2.500 Personen, mit Foyer, Bühne, großem Veranstaltungsbereich, Bar-und Loungebereich.

Unser Weg führt uns über die Kokereiallee mit Blick auf die eindrucksvolle Anordnung der Koksofenbatterie linker Hand. Gegenüber die Grand Hall im Verbund mit dem Schalthaus Zollverein, welches wir im Erdgeschoss für Büronutzung ertüchtigt haben. Im Obergeschoss bietet das Schalthaus der Grand Hall Räumlichkeiten für kleinere Veranstaltungsformate.

 

Empfang/ Eingangsbereich der Grand Hall
Empfang der Grand Hall

 

Große Freitreppe ins Obergeschoss der Grand Hall
Freitreppe ins Obergeschoss der Grand Hall

 

Treppe vom Obergeschoss der Grand Hall
Treppenabgang von oben

 

Grand Hall bestuhlt
bestuhlter Veranstaltungsbereich der Grand Hall

Unsere Planung wurde im Wesentlichen davon geprägt, dass das Industriedenkmal als originäres Bauwerk erlebbar bleibt.
Im Obergeschoss beziehen sich die wesentlichen Eingriffe auf den behutsamen Rückbau von Kompressoreneinheiten zur Herstellung der Eventfläche.Von der Vielzahl der in diesem Geschoss ursprünglich vorhandenen Vorrichtungen wurden an beiden Stirnseiten Sauger und Kompressoren erhalten und szenisch in das geplante Nutzungskonzept eingebunden. Insgesamt sind 3 Sauger und 2 Kompressoren an ihren Originalstandorten verblieben und wurden restauriert. Ein weiterer Kompressor wurde ins Foyer versetzt. Neue technische Komponenten wurden behutsam und additiv ergänzt.

Grand Hall OG mit Blick auf die Kompressoren
Grand Hall Foyer

Das Erdgeschoss (Foyer, Lobby, Lounge) der Halle ist das „Reich der Maschinisten“, das Herz der Industriekultur geblieben. Der fehlende Tageslichteinfall, die im Vergleich zum Obergeschoss (Veranstaltungshalle) geringere Raumhöhe, die „Unordnung“ der unterschiedlich dimensionierten und positionierten Stützen, die ausschließlich den Vorgaben und Lasten aus dem OG folgen, prägen das Raumerlebnis.
Mit dem in einem Teilbereich vollständigen Erhalt zentraler Maschinen- und Technikkomponenten bleibt hier „I-(ndustrie) Kultur“ hinter Glas erlebbar.

Industriekultur hinter Glas
frei bespielbarer Clubbereich im Erdgeschoss
Schalthaus OG
Schalthaus
Schalthaus

Die Zeit drängt. Wir haben noch viel vor...
Noch schnell einen Blick ins Schalthaus werfen. Mit Erläuterungen unserer lieben Kollegin Georgis Rexin.
Die Planung ist auch hier davon geprägt, dass das Industriedenkmal „Schalthaus 1“ als originäres Bauwerk erlebbar bleibt. Die ursprünglichen Raumstrukturen und Nutzung sowie die industrielle Atmosphäre des Hauses sind weiterhin erkennbar und erlebbar - trotz der großzügigen Öffnung zur Schaffung der Büroflächen. Ein weiterer entscheidender Baustein ist der Erhalt der originalen Oberflächen, in Teilen auch mit vorhandener Patina und Gebrauchsspuren aus der Vornutzung.
Eingriffe und additive Maßnahmen bleiben erkennbar, können zugeordnet und vom Bestand unterschieden werden.

Kokereiallee auf Zollverein
Außenansicht der neuen Büroräume in den ehemaligen Trafo-Einheiten des Schalthauses
Halle 8 Zollverein
Halle 8

Nächste Station

HALLE 8

„Die Halle 8 befindet sich auf dem Gelände der Schachtanlage XII, in einer der zentralsten Achsen auf dem Welterbe Zollverein und in direkter Nähe zum ehemaligen Kesselhaus. Damit zählt sie zum Kernensemble dieser Schachtanlage, die zwischen 1928 und 1932 von den Architekten Fritz Schupp und Martin Kremmer geplant und umgesetzt wurde.
Das Kesselhaus wurde bereits in den 1990er Jahren durch Norman Foster umgebaut und beherbergt das sogenannte "Red Dot Design Museum".

Treppe Halle 8
Treppe zur Ausstellungsebene der Halle 8
Halle 8 Ausstellungbereich
Halle 8 Ausstellung

Bei der Halle 8 handelt es sich um eine kubusförmige Stahlfachwerkhalle, in der sich ursprünglich zwei Hochdruckdampfkompressoren befanden. Heute ist die Halle ein heller lichtdurchfluteter Raum, der durch übergroße Fensterflächen mit Tageslicht versorgt wird. 
Das Büro Henrich Böll erarbeitete ein erstes Konzept zum Umbau der ehemaligen Kompressorenhalle zu einer Ausstellungshalle. Es galt als Grundlage für unsere Planungen zum Umbau.

Zur Eröffnungsausstellung der fertiggestellten Ausstellungshalle, die anlässlich des 100. Geburtstags von Joseph Beuys gezeigt wurde, kamen wir 

Leider zu spät! Oder ... doch nicht??? :-)

Die Schau trug den Namen „Die Unsichtbare Skulptur. Der Erweiterte Kunstbegriff nach Joseph Beuys“. 

Halle 8 Ausstellungbereich
Relikte der abgebauten Beuys Ausstellung
Landschaftspark Duisburg Nord
Landschaftspark Duisburg Nord
Foyer der Gebläsehallen
Foyer der Gebläsehallen

Nach erfolgter Stärkung, auf zum nächsten Treffpunkt!

Landschaftspark Duisburg Nord!

Die Internationale Bauausstellung Emscher Park (IBA Emscher Park) war ein auf zehn Jahre angelegtes Zukunftsprogramm des Landes Nordrhein-Westfalen zur Bewältigung der Strukturkrise im nördlichen Ruhrgebiet. Unter der Leitung von Prof. Karl Ganser endet die IBA1999 nach zehnjähriger Entwicklungsarbeit und stellt die Frage nach den Perspektiven der von ihr für die Kultur entdeckten Industriedenkmäler. Gleichzeitig arbeitet die Nordrhein-Westfälische Landesregierung an Plänen, die der nachhaltigen internationalen Profilierung NRWs dienen. Die Diskussion umfasst den wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Strukturwandel. Eine wesentliche Anregung der IBA, ein dezentrales Kunstfest für das Ruhrgebiet zu schaffen, eröffnete die historische Chance: Die faszinierenden, vor dem Verfall geretteten und ins ästhetische Bewusstsein gerückten Hallen, stillgelegten Zechen und Kraftwerke erweisen sich als prädestiniert für neue Formen künstlerischer Auseinandersetzung. Die Kultur Ruhr GmbH wurde gegründet und eine ihrer eigenständigen Programmsäulen war und ist die "Ruhrtriennale". (Quelle u.a.: https://www.ruhrtriennale.de/de/ueber-die-ruhrtriennale)

Einer der für die Ruhrtriennale auserwählten Spielorte sollte der Gebläsehallenkomplex im Landschaftspark Duisburg sein!

Die Landschaftspark Duisburg-Nord GmbH und die KulturRuhr GmbH wünschten einen kulturell vielfältig nutzbaren, flexibel „bespielbaren“ Veranstaltungsort.
Gründungsintendant Gerard Mortier (1943 - 2014) stellte die Kreationen ins Zentrum – Produktionen, die spartenübergreifend den Dialog mit ihren Aufführungsorten suchten. Es wurde also ein respektvoller Umgang mit der bestehenden Bausubstanz und mit den diesen Ort prägenden Maschinen und Einbauten erwartet. Die „industrielle Patina“ sollte erlebbar und nachvollziehbar bleiben.

Die Aufgabenstellung erforderte ein Konzept, das insgesamt 5 Hallen unterschiedlicher Größe und Höhe zu einem Ganzen zusammenfügt.
Es mussten unterschiedliche, technische Vorgaben (Raumakustik, Medientechnik, Bühnentechnik, Heizung, Lüftung, Sanitär, u.v.m.) umgesetzt und in den Bestand integriert werden. Im Herzen der Hallen befindet sich das Foyer, in dem sich alle Wege aus den angrenzenden 4 Hallen bündeln. 

Theatersaal Gebläsehallen
Theatersaal der Gebläsehallen
Theke im Foyer der Gebläsehallen
Theke im Foyer der Gebläsehallen

Um die Erlebbarkeit der Maschinenästhetik und die ehemalige Nutzung der Haupthalle, der „Basilika“, weiterhin spürbar zu gestalten, wurde eine neue Ebene geschaffen, die „Bühnenebene“. Unterhalb der neuen Bühnenebene, im neuen Maschinenfoyer, konnten alle Turbinen, Maschinen, Schaltschränke und Schieber erhalten werden.
Diese neue Ebene wird durch einen eingestellten, allseitig von den aufgehenden Wänden abgelösten „Betontisch“ geschaffen. Somit bleibt die 25,00 m imposante Raumhöhe der „Basilika“ weiterhin wahrnehmbar und raumprägend. 

Wir waren sehr erfreut, nach fast 20 Jahren Nutzungsdauer alle Einbauten - und sogar die Thekenanlagen - in einem intakten und gepflegten Zustand vorzufinden. Wirklich toll!



Zu guter Letzt

ein paar abschließende Worte des Geschäftsführers vom Landschaftspark, Ralf Winkels, der sich freundlicherweise richtig viel Zeit genommen hat, um uns durch die Hallen zu begleiten. Auch er ist Zeitzeuge der Bauphase und wusste uns um die ein oder andere bauzeitliche Anekdote zu bereichern. 
Auf jeden Fall erforderte die damalige Umsetzung des Projekts in nur einem Jahr eine gehörige Kraftanstrengung auf allen Seiten. Mit einem tollen Ergebnis.

Wir lassen den Tag bei Bier und Schnitzel am Duisburger Hafen ausklingen. Mit Blick auf die gerade neu eröffnete Küppersmühle.

Die haben wir leider nicht gebaut. :-)

LPDN draußen
Hafen Duisburg
Hafen Duisburg

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